Shareholder Value

Der Shareholder-Value-Ansatz beschreibt ein Konzept der Unternehmensführung, bei dem die Steigerung des Unternehmenswertes für die Aktionäre im Mittelpunkt steht. Diese Management-Philosophie, die in den 1980er Jahren durch den US-amerikanischen Ökonomen Alfred Rappaport geprägt wurde, hat die Wirtschaftswelt nachhaltig verändert und prägt bis heute die Diskussion über die Ziele und Verantwortung von Unternehmen. Dabei geht es nicht nur um kurzfristige Gewinnmaximierung, sondern um die nachhaltige Steigerung des Unternehmenswertes durch strategische und operative Maßnahmen.

Grundprinzipien des Shareholder-Value-Ansatzes

Das Kernprinzip des Shareholder-Value-Ansatzes basiert auf der Annahme, dass Aktionäre als Eigenkapitalgeber und Risikoträger einen berechtigten Anspruch auf Wertsteigerung ihrer Investition haben. Die Unternehmensführung soll daher alle Entscheidungen daran ausrichten, ob sie den Wert des Unternehmens für die Aktionäre erhöhen. Dieser Wert setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: den Dividendenzahlungen und der Kursentwicklung der Aktie.

Die Orientierung am Shareholder Value bedeutet dabei, dass Investitionen und strategische Entscheidungen nur dann getätigt werden sollen, wenn sie einen positiven Nettobeitrag zum Unternehmenswert leisten. Dies erfordert eine systematische Bewertung aller Geschäftsaktivitäten und Investitionsvorhaben anhand ihrer Wertschöpfung für die Aktionäre.

Die Relevanz des Shareholder-Value-Ansatzes unterscheidet sich je nach Unternehmenstyp und Eigentümerstruktur. Für börsennotierte Unternehmen mit breitem Streubesitz spielt er naturgemäß eine größere Rolle als für Familienunternehmen oder nicht börsennotierte Gesellschaften. Auch internationale Unterschiede sind erkennbar: Während der Ansatz in den USA und Großbritannien traditionell stark verankert ist, spielt er in Kontinentaleuropa und Asien eine weniger dominante Rolle.

Messung und Steuerung des Shareholder Value

Zur Messung des Shareholder Value wurden verschiedene Kennzahlen und Konzepte entwickelt. Eine zentrale Rolle spielt der Economic Value Added (EVA), der den Übergewinn über die Kapitalkosten hinaus misst. Weitere wichtige Kennzahlen sind der Market Value Added (MVA), der Return on Invested Capital (ROIC) oder der Total Shareholder Return (TSR).

Diese Kennzahlen werden nicht nur zur Messung des Unternehmenserfolgs verwendet, sondern auch zur Steuerung des Unternehmens. Sie fließen in Zielvorgaben und Vergütungssysteme ein und beeinflussen so das Verhalten des Managements. Viele Unternehmen haben dafür spezielle wertorientierte Steuerungssysteme entwickelt.

Strategien zur Steigerung des Shareholder Value

Unternehmen können verschiedene Hebel zur Steigerung des Shareholder Value nutzen. Auf operativer Ebene geht es um die Verbesserung der Profitabilität durch Kostensenkungen, Effizienzsteigerungen oder Wachstumsinitiativen. Die Optimierung des Working Capital und ein effizientes Investitionsmanagement tragen zur Verbesserung der Kapitaleffizienz bei.

Auf strategischer Ebene können Unternehmen den Shareholder Value durch Portfolio-Optimierung steigern. Dazu gehören der Verkauf oder die Schließung wertvernichtender Geschäftsbereiche, aber auch Zukäufe oder die Erschließung neuer Märkte. Auch die Kapitalstruktur spielt eine wichtige Rolle: Durch den gezielten Einsatz von Fremdkapital kann die Rendite auf das Eigenkapital gesteigert werden.

Kritik

Der Shareholder-Value-Ansatz ist seit seiner Entstehung Gegenstand kontroverser Diskussionen. Kritiker argumentieren, dass die einseitige Fokussierung auf Aktionärsinteressen zu kurzfristigem Denken führt und andere wichtige Stakeholder vernachlässigt. Massenentlassungen, Standortschließungen oder die Vernachlässigung von Umweltaspekten werden oft mit dem Shareholder-Value-Denken in Verbindung gebracht.

Auch die negativen Auswirkungen auf Innovation und langfristige Investitionen werden kritisiert. Der Druck zur kurzfristigen Gewinnmaximierung könne dazu führen, dass wichtige Zukunftsinvestitionen unterbleiben oder Forschung und Entwicklung vernachlässigt werden. Zudem wird argumentiert, dass der Ansatz die soziale Verantwortung von Unternehmen zu wenig berücksichtigt.