Business Angel
Ein Business Angel, im Deutschen oft auch einfach übersetzt als "Unternehmensengel" bezeichnet, ist eine vermögende Privatperson, die ihr Kapital, ihr Know-how und ihr Netzwerk in junge, innovative Unternehmen investiert. Im Gegensatz zu klassischen Investoren, wie etwa Venture Capital-Gesellschaften, sind Business Angels häufig ehemalige Unternehmer oder Führungskräfte mit umfangreicher Branchenerfahrung. Sie agieren dabei nicht nur als Kapitalgeber, sondern fungieren oft auch als Mentoren und Berater für die Gründerteams.
Begriffsherkunft
Der Begriff „Business Angel“ hat seinen Ursprung in den Vereinigten Staaten und tauchte erstmals in den 1960er Jahren auf. Die Bezeichnung geht auf die Vorstellung zurück, dass diese Investoren wie Engel von oben herabkommen und jungen Unternehmen den nötigen finanziellen Schub geben. Die Wurzeln dieser Praxis liegen jedoch tiefer und reichen bis in die Zeit der Industriellen Revolution zurück, als wohlhabende Privatpersonen bereits in neue Technologien und Unternehmen investierten.
Bedeutung für Start-Ups
In der heutigen, von disruptiven Technologien geprägten Geschäftswelt spielen Business Angels eine unverzichtbare Rolle. Sie sind oft die ersten externen Geldgeber, die jungen Unternehmen zur Seite stehen, insbesondere in der frühen Phase, wenn die Finanzierung durch Banken oder andere traditionelle Finanzierungsquellen oft schwierig ist.
Hierbei bringen Business Angels unter anderem folgende Aspekte in ein Startups ein:
- Risikobereitschaft: Business Angels sind in der Regel bereit, höhere Risiken einzugehen als institutionelle Investoren und finanzieren oft Unternehmen in einer Phase, in der noch keine klare Erfolgsgeschichte vorliegt.
- Mentoring und Netzwerk: Neben dem Kapital bieten Business Angels den Gründern wertvolle Ratschläge und öffnen ihnen Türen zu ihrem eigenen Netzwerk.
- Agilität: Im Vergleich zu großen Unternehmen oder Venture Capital-Gesellschaften können Business Angels schneller Entscheidungen treffen und sind flexibler auf die Bedürfnisse der Startups eingehen.
- Branchenkenntnisse: Durch ihre eigene unternehmerische Erfahrung bringen Business Angels tiefgreifende Kenntnisse in ihre Investitionsentscheidungen ein und können so die Gründerteams bei der strategischen Ausrichtung unterstützen.
Typische Merkmale von Business Angels
Beruflicher Hintergrund: Business Angels sind häufig ehemalige Unternehmer oder Manager, die in ihrer Karriere bereits beachtliche Erfolge erzielt haben. Dieses tiefgreifende Verständnis der Geschäftswelt gepaart mit einem breiten Netzwerk, ermöglicht ihnen eine fundierte Beurteilung von Geschäftsmodellen und ein hohes Maß an Branchenexpertise.
Finanzielle Situation: Ein hohes Nettovermögen ist eine Voraussetzung für die Tätigkeit als Business Angel. Dieses Vermögen ermöglicht es ihnen, in teilweise sehr frühen Phasen mit hoher Cash-Burn-Rate in risikoreiche Startups zu investieren, ohne ihre eigene finanzielle Stabilität zu gefährden.
Motive
Die Motive von Business Angels sind vielfältig. Neben der potenziellen finanziellen Rendite, die durch einen erfolgreichen potenziellen Exit erzielt werden kann, spielen häufig auch immaterielle Faktoren eine wichtige Rolle. Dazu gehören:
Gier nach Innovation: Viele Business Angels sind von neuen, disruptiven Technologien und Geschäftsmodellen fasziniert und möchten nach einer Karriere in oft großen und starren Konzernen Teil von etwas Neuem sein (oder aber als ehemalige Unternehmer weiterhin Teil von ständig Neuem bleiben).
Wunsch nach Einflussnahme: Die Möglichkeit, junge Unternehmen aktiv und in einer frühen Phase mitzugestalten und zu beraten, ist für viele Business Angels ein attraktiver Aspekt. Oftmals spielt hier auch eine Rolle nach sehr erfolgreicher Karriere in starren Strukturen nochmal nach "eigenen Vorstellungen" Einfluss nehmen und etwas formen zu können.
Zweite Karriere: Nach einer überaus erfolgreichen Karriere und dem Aufbau eines oft enormem Nettovermögens steht oftmals die Suche nach einem Sinn. Der Einsatz der erworbenen Fähigkeiten und des vorhandenen Vermögens in ein Startup wird für viele Business Angels als zweite Karriere gesehen, die als ähnlich oder sogar noch sinnstiftender wahrgenommen wird als die erste.
Kapitalisierung des eigenen Netzwerks: Durch Investitionen in Startups können Business Angels ihr oftmals über Jahrzehnte aufgebaute Netzwerk gewinnbringend einbringend und ausbauen.
Gesellschaftliches Engagement: Einige Business Angels sehen ihre Investitionen als Beitrag zur Förderung von Innovation, Schaffung von Arbeitsplätzen bis hin zur Verbesserung der Welt.
Unterschiedliches Profil
Business Angels bilden keine homogene Gruppe, sondern zeichnen sich durch eine große Vielfalt aus. Ihre Investitionsentscheidungen werden maßgeblich von ihrem individuellen Profil und ihren spezifischen Interessen geprägt.
Viele Business Angels spezialisieren sich auf bestimmte Branchen, in denen sie aufgrund ihrer beruflichen Erfahrung oder persönlichen Interessen besonders gut ausgebildet sind. So gibt es beispielsweise Technologie-Angels, die ihr Know-how in die Förderung von IT-Startups einbringen, oder Healthcare-Angels, die sich auf innovative Projekte im Gesundheitswesen konzentrieren. Diese Spezialisierung ermöglicht es ihnen, die vielversprechendsten Unternehmen in ihrer jeweiligen Branche zu identifizieren und gezielt zu unterstützen.
Die Investitionsstrategie von Business Angels kann ebenfalls stark variieren. Unterschieden werden dabei insbesondere Early-Stage- und Late-Stage-Investoren:
- Early-Stage-Angels beteiligen sich an Unternehmen in einer sehr frühen Phase, oft noch bevor ein Produkt oder eine Dienstleistung am Markt eingeführt wurde. Diese Investoren sind bereit, ein höheres Risiko einzugehen, da der Erfolg solcher Unternehmen ungewiss ist. Im Gegenzug bieten sie den Gründern nicht nur Kapital, sondern auch wertvolles Mentoring und Netzwerkzugang.
- Late-Stage-Angels investieren in Unternehmen, die bereits eine gewisse Marktpräsenz aufgebaut haben und sich in einer Wachstumsphase befinden. Das Risiko ist hier geringer, da das Geschäftsmodell bereits bewiesen ist. Allerdings ist auch die potenzielle Rendite meist niedriger als bei Early-Stage-Investments.
Investmentprozess
Der Investmentprozess eines Business Angels ist ein komplexer Vorgang, der von der ersten Kontaktaufnahme bis zur finalen Investitionsentscheidung eine Reihe von Schritten umfasst. Neben der finanziellen Bewertung des Startups spielen dabei auch Aspekte wie das Gründerteam, das Geschäftsmodell und die Marktchancen eine entscheidende Rolle.
Bevor ein Business Angel eine Investitionsentscheidung trifft, unterzieht er das Startup einer umfassenden Prüfung, der sogenannten Due Diligence. Dabei werden alle relevanten Aspekte des Unternehmens genau unter die Lupe genommen. Der Business Angel prüft, ob das Geschäftsmodell innovativ und skalierbar ist, wie groß der potenzielle Markt für das Produkt oder die Dienstleistung ist und ob das Gründerteam über die notwendigen Fähigkeiten und Erfahrungen verfügt. Auch die finanzielle Situation des Startups und die rechtlichen Rahmenbedingungen werden genauestens untersucht.
Hat der Business Angel nach der Due Diligence von der Zukunftsfähigkeit des Startups überzeugt, wird ein Beteiligungsvertrag ausgearbeitet. Dieser Vertrag regelt die rechtlichen Rahmenbedingungen der Investition und definiert die Rechte und Pflichten beider Parteien. Wichtige Punkte in einem solchen Vertrag sind die Beteiligungshöhe, die Unternehmensbewertung, die Stimmrechte des Business Angels und die Exit-Strategien.
Exit-Strategien sind ein wichtiger Bestandteil der Investmentplanung. Sie definieren, wie der Business Angel seine Investition wieder realisieren kann, wenn das Unternehmen erfolgreich ist. Zu den gängigsten Exit-Strategien zählen ein Börsengang (IPO), der Verkauf des Unternehmens an einen strategischen Käufer, ein Management-Buy-out (MBO) oder der Weiterverkauf der Anteile an einen anderen Investor. Die Wahl der geeigneten Exit-Strategie hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Unternehmensentwicklung, den Marktbedingungen und den persönlichen Zielen des Business Angels.