Finanzierung
In der Betriebswirtschaft bezeichnet "Finanzierung" die verschiedenen Möglichkeiten und Wege, die Unternehmen zur Beschaffung von Kapital zur Verfügung stehen. Die Abwägung und Kalkulation verschiedener Finanzierungswege einer Investition und der damit verbundenen Kosten & Risiken in Relation zum zu erwartenden Gewinn ist ein Kernelement der Betriebswirtschaftslehre. Eine betriebswirtschaftlich solide Finanzierung ermöglicht eine belastbare Zahlungsfähigkeit, benötigte Investitionen zur richtigen Zeit und beeinflusst maßgeblich die Vitalität der Kapitalstruktur und damit die finanzielle Stabilität eines Unternehmens.
Die Finanzierung der Investition
Ein Unternehmen erwirtschaftet nicht nur Umsatz und Gewinn sondern verschlingt auch an mehreren Fronten stetig Kapital. Neben der Bezahlung von Löhnen, Miete und sonstigen laufenden Kosten altern bspw. Maschinen, müssen neue Produkte entwickelt und eine Produktionslinie dafür aufgebaut werden. Ggf. möchte die Marketing-Abteilung für eine besondere Werbekampagne ein größeres Budget haben als bisher oder die Entwicklung hat gerade die Chance einen besonders guten Programmierer von der Konkurrenz abzuwerben und benötigt dafür außerplanmäßig mehr Geld. Der kostspielige Gegenspieler der Finanzierung heißt in der Betriebswirtschaft daher "Investition".
- Investition: Aufwendung von Kapital in Erwartung eines unmittelbaren oder zukünftigen Nutzens.
Für Unternehmen sind Investitionen Kernelement ihrer Unternehmung und Gegenstand der immerwährenden Frage: "Wie soll das notwendige Kapital beschafft werden?". Möglichkeiten gibt es dabei viele, denn Kapital kann auf die unterschiedlichsten Wege beschafft werden. Dabei entstehen unterschiedliche Kosten sowie Vor- und Nachteile. Der Fokus der Finanzierung liegt also darauf diese unterschiedlichen Finanzierungsmöglichkeiten einer Investition abzuwägen um folgende Ziele zu erreichen:
- Liquiditätssicherung: Auswahl von Finanzierungsinstrumenten die trotz Investition die kurz-, mittel- und langfristigen Zahlungsfähigkeit sicherzustellen.
- Rentabilitätssteigerung: Auswahl von Finanzierungsinstrumenten, die zu einer möglichst hohen Rendite der Investition führen.
- Risikominimierung: Aufbau und Erhaltung einer ausgewogenen Kapitalstruktur durch eine diversifizierte Auswahl an Finanzierungsinstrumenten.
- Flexibilität: Auswahl von Finanzierungsinstrumenten, die eine schnelle Anpassung an veränderte Rahmenbedingungen ermöglicht.
Innenfinanzierung
Die Innenfinanzierung bezeichnet die Bereitstellung von Finanzmitteln aus den eigenen betrieblichen Tätigkeiten. Sie ist eine nachhaltige und risikoarme Finanzierungsform.
- Selbstfinanzierung:
- Gewinnvortrag: Nicht ausgeschüttete Gewinne werden im Unternehmen belassen und stehen für Investitionen zur Verfügung.
- Abschreibungen: Durch Abschreibungen werden Vermögenswerte abgeschrieben und der abgeschriebene Betrag steht wieder zur Verfügung.
- Rückstellungen: Rückstellungen für ungewisse Verbindlichkeiten können unter bestimmten Voraussetzungen für Investitionen genutzt werden.
Außenfinanzierung
Die Außenfinanzierung bezeichnet die Beschaffung von Finanzmitteln von Dritten, wie Banken, Investoren oder Lieferanten.
- Eigenkapitalfinanzierung:
- Kapitalerhöhung: Die Anzahl der ausgegebenen Aktien wird erhöht, um zusätzliches Eigenkapital zu beschaffen.
- Fremdkapitalfinanzierung:
- Bankkredite: Kurz-, mittel- oder langfristige Darlehen von Banken.
- Lieferantenkredite: Stundung von Rechnungen durch Lieferanten.
- Anleihen: Wertpapiere, die von Unternehmen begeben werden, um sich langfristig Kapital zu beschaffen.
- Factoring: Verkauf von Forderungen an einen Factor. Leasing: Nutzungsüberlassung von Wirtschaftsgütern gegen Entgelt.
Die Kapitalstruktur
Die Kapitalstruktur eines Unternehmens beschreibt das Verhältnis von Eigen- zu Fremdkapital. Eine ausgewogene Kapitalstruktur ist für die Stabilität eines Unternehmens von großer Bedeutung.
- Eigenkapitalquote: Der Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital. Eine hohe Eigenkapitalquote stärkt die Kreditwürdigkeit und ermöglicht einen flexibleren Zugriff auf Finanzierungsinstrumente.
- Fremdkapitalquote: Der Anteil des Fremdkapitals am Gesamtkapital. Eine hohe Fremdkapitalquote bringt durch die damit einhergehenden Kapitalkosten teure Verbindlichkeiten mit sich und kann bei veränderten Rahmenbedingungen (Umsatz- / Gewinneinbruch) die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens stark gefährden.
Finanzierungsplanung
Die Finanzierungsplanung ist ein wichtiger Bestandteil des strategischen Managements. In einem Finanzierungsplan werden die aktuellen und zukünftigen Finanzierungsbedarfe ermittelt sowie die zur Verfügung stehenden Finanzierungsinstrumente identifiziert und verglichen. Dabei sind folgende Aspekte zu berücksichtigen:
- Finanzierungsbedarf: Möglichst exakte Bestimmung des benötigten Kapitalvolumens zur Sicherstellung der erfolgreichen Durchführung des Investition (Reicht das Kapital wirklich aus?).
- Finanzierungsquellen: Identifikation aller zur Verfügung stehender Finanzierungsinstrumente (Haben wir wirklich alle Möglichkeiten bedacht?).
- Finanzierungskonditionen: Vergleich der Kapitalkosten, vertraglichen Bedingungen (Laufzeiten, Tilgungsmöglichkeiten, Nebeneffekte) und Sicherheiten verschiedener Finanzierungsangebote. (Was kostet uns die Investition inklusive Kapitalkosten wirklich?)
- Re-Evaluation: Ist die Investition trotz Kapitalkosten noch rentabel?
- Risikobewertung: Abwägung der Risiken der verschiedenen Finanzierungsalternativen anhand verschiedener Szenarien (Worst Case?).