Controlling

Controlling ist ein zentrales Managementinstrument zur Unternehmenssteuerung, das weit mehr umfasst als reine Kostenkontrolle. Es verbindet Planung, Kontrolle und Informationsversorgung zu einem ganzheitlichen System, das Management-Entscheidungen unterstützt und die Erreichung von Unternehmenszielen sicherstellt. Als "Navigationssystem des Unternehmens" liefert Controlling nicht nur Zahlen und Analysen, sondern entwickelt auch Handlungsempfehlungen und begleitet deren Umsetzung.

Historische Entwicklung

Die Wurzeln des modernen Controllings reichen bis ins 15. Jahrhundert zurück, als am englischen Königshof der "Countroller" die staatlichen Finanzströme überwachte. Die eigentliche Entwicklung zum heutigen Controlling begann jedoch in den USA des 19. Jahrhunderts. Mit der Entstehung großer Eisenbahngesellschaften wurde erstmals eine systematische Unternehmensplanung und -kontrolle notwendig. In den 1920er Jahren etablierten sich Controller-Positionen in US-amerikanischen Unternehmen, die zunächst hauptsächlich Buchhaltungs- und Revisionsaufgaben übernahmen.

In Deutschland setzte sich Controlling erst nach dem Zweiten Weltkrieg durch, zunächst in Tochtergesellschaften amerikanischer Konzerne. Die zunehmende Komplexität der Unternehmensführung, verschärfter Wettbewerb und gestiegene Anforderungen an die Unternehmenssteuerung führten ab den 1970er Jahren zu einer breiten Etablierung des Controllings in deutschen Unternehmen.

Funktionen des Controlling

Das Controlling erfüllt innerhalb eines Unternehmens verschiedene Funktionen:

Planungsfunktion

Die Planungsfunktion bildet das Fundament des Controllings. Sie umfasst die strategische und operative Planung aller Unternehmensbereiche. Controller entwickeln dabei Planungssysteme, koordinieren Teilpläne verschiedener Abteilungen und stellen deren Konsistenz sicher. Sie übersetzen strategische Ziele in operative Maßnahmen und entwickeln Kennzahlensysteme zur Erfolgsmessung.

Kontrollfunktion

Die Kontrollfunktion beinhaltet den systematischen Soll-Ist-Vergleich aller relevanten Kennzahlen. Abweichungen werden analysiert, ihre Ursachen ermittelt und Gegenmaßnahmen entwickelt. Dabei geht es nicht um reine Fehlersuche, sondern um konstruktive Lernprozesse und kontinuierliche Verbesserung.

Informationsverarbeitungsfunktion

Controller fungieren als zentrale Informationsmanager des Unternehmens. Sie entwickeln Berichtssysteme, bereiten Daten zielgruppengerecht auf und stellen sicher, dass Entscheidungsträger die richtigen Informationen zum richtigen Zeitpunkt erhalten. Dies umfasst sowohl standardisierte Regelberichte als auch anlassbezogene Sonderanalysen.

Steuerungsfunktion

In der Steuerungsfunktion unterstützt Controlling das Management bei der Unternehmensführung. Controller entwickeln Steuerungsinstrumente, identifizieren Handlungsbedarfe und begleiten Entscheidungsprozesse mit Analysen und Empfehlungen. Sie überwachen die Zielerreichung und koordinieren Anpassungsmaßnahmen.

Instrumente des Controllings

Das moderne Controlling verfügt über ein breites Instrumentarium zur Erfüllung seiner Aufgaben:

Strategische Instrumente

  • Balanced Scorecard zur ausgewogenen Steuerung verschiedener Unternehmensperspektiven
  • Portfolioanalysen zur strategischen Positionierung
  • Wertkettenanalyse zur Optimierung der Wertschöpfung
  • Szenarioanalysen zur Bewertung strategischer Optionen
  • SWOT-Analyse zur Einschätzung von Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken

Operative Instrumente

  • Kostenrechnung (Vollkosten- und Teilkostenrechnung)
  • Budgetierung und Budgetkontrolle
  • Break-Even-Analyse Deckungsbeitragsrechnung
  • Working Capital Management
  • Kennzahlensysteme wie DuPont oder ZVEI

Moderne Controllinginstrumente

  • Business Intelligence Systeme
  • Predictive Analytics
  • Real-Time-Reporting
  • Process Mining
  • Advanced Analytics und Big Data Anwendungen

Organisation des Controllings

Die organisatorische Einbindung des Controllings variiert je nach Unternehmensgröße und -struktur. In größeren Unternehmen existieren oft zentrale Controlling-Abteilungen, ergänzt durch dezentrale Controller in den Geschäftsbereichen. Dabei unterscheidet man:

Zentrales Controlling

  • Direkt der Unternehmensleitung unterstellt
  • Entwicklung übergreifender Standards und Methoden
  • Konzernweite Planung und Berichterstattung
  • Strategische Analysen und Projekte

Rechtliche Rahmenbedingungen

Das Controlling unterliegt verschiedenen gesetzlichen Anforderungen.

Das HGB definiert Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung (GoB) und Bilanzierung, die das Controlling bei der Informationsaufbereitung beachten muss. Besondere Bedeutung haben die Vorschriften zur Konzernrechnungslegung (§§ 290 ff. HGB).

Für börsennotierte Unternehmen gelten erweiterte Anforderungen an Risikomanagement und Berichterstattung (§ 91 Abs. 2 AktG). Das Controlling muss ein Überwachungssystem einrichten, das bestandsgefährdende Entwicklungen früh erkennt.

IFRS und US-GAAP stellen zusätzliche Anforderungen an die Rechnungslegung und damit an das Controlling international tätiger Unternehmen.

Controlling im digitalen Zeitalter

Die Digitalisierung verändert das Controlling grundlegend. Standardprozesse werden zunehmend automatisiert. Routine-Reporting und Datenaufbereitung übernehmen Software-Systeme. Controller konzentrieren sich verstärkt auf Analyse und Beratung. Big Data, künstliche Intelligenz und Machine Learning erweitern das Instrumentarium des Controllings. Predictive Analytics ermöglicht präzisere Prognosen, Process Mining verbessert die Prozessanalyse.

Traditionalle Planungszyklen werden durch flexiblere, agilere Ansätze ergänzt. Rolling Forecasts und Beyond Budgeting gewinnen an Bedeutung. Das Controlling muss schneller auf Veränderungen reagieren können.

Die Verfügbarkeit großer Datenmengen ermöglicht tiefere Einblicke in Geschäftsprozesse. Controller entwickeln sich zu Data Scientists, die komplexe Analysen durchführen und Muster erkennen.