Eigenkapital
Eigenkapital stellt eine fundamentale Größe der Unternehmensfinanzierung dar und bildet die wirtschaftliche und rechtliche Grundlage eines Unternehmens. Es bezeichnet jene Mittel, die von den Eigentümern eines Unternehmens dauerhaft zur Verfügung gestellt werden oder durch thesaurierte Gewinne im Unternehmen verbleiben. Im Gegensatz zum Fremdkapital ist Eigenkapital durch eine unbegrenzte Überlassung, Verlustbeteiligung und typischerweise durch Mitspracherechte charakterisiert.
Funktion und Bestandteile
Das Eigenkapital erfüllt mehrere zentrale betriebswirtschaftliche Funktionen. Die Haftungsfunktion steht dabei im Vordergrund, da das Eigenkapital als Puffer für potenzielle Verluste dient und somit die Gläubiger schützt. Die Finanzierungsfunktion ermöglicht die Beschaffung von Vermögensgegenständen und sichert die operative Geschäftstätigkeit. Darüber hinaus erfüllt das Eigenkapital eine wichtige Vertrauensfunktion gegenüber Stakeholdern, da es die wirtschaftliche Stabilität des Unternehmens signalisiert.
Die Zusammensetzung des Eigenkapitals variiert je nach Rechtsform des Unternehmens. Bei Kapitalgesellschaften umfasst es typischerweise das gezeichnete Kapital, Kapitalrücklagen, Gewinnrücklagen und den Bilanzgewinn bzw. -verlust. Das gezeichnete Kapital entspricht dem Grundkapital bei der AG oder dem Stammkapital bei der GmbH. Kapitalrücklagen entstehen hauptsächlich aus Agio-Zahlungen bei der Ausgabe von Gesellschaftsanteilen, während Gewinnrücklagen aus thesaurierten Gewinnen gebildet werden.
Eigenkapitalquote und Kapitalstruktur
Die Eigenkapitalquote, als Verhältnis von Eigenkapital zur Bilanzsumme, stellt eine zentrale Kennzahl der Finanzanalyse dar. Sie gibt Aufschluss über die finanzielle Stabilität und Unabhängigkeit eines Unternehmens. Die optimale Kapitalstruktur, also das Verhältnis zwischen Eigen- und Fremdkapital, wird in der betriebswirtschaftlichen Forschung kontrovers diskutiert. Während die These von Modigliani und Miller unter idealen Marktbedingungen die Irrelevanz der Kapitalstruktur postuliert, zeigen praxisorientierte Ansätze die Bedeutung einer ausgewogenen Finanzierungsstruktur.
Eigenkapitalkosten
Die Kosten des Eigenkapitals entsprechen den Renditeanforderungen der Eigenkapitalgeber und liegen typischerweise über den Fremdkapitalkosten, da Eigenkapitalgeber ein höheres Risiko tragen. Zur Bestimmung der Eigenkapitalkosten wird häufig das Capital Asset Pricing Model (CAPM) herangezogen, das die geforderte Risikoprämie in Abhängigkeit vom systematischen Risiko (Beta-Faktor) ermittelt. Diese Kosten sind für Unternehmen besonders relevant bei Investitionsentscheidungen und der Unternehmenssteuerung.
Eigenkapitalbeschaffung
Unternehmen können ihr Eigenkapital durch verschiedene Maßnahmen erhöhen. Interne Finanzierung erfolgt durch die Thesaurierung von Gewinnen, während die externe Eigenkapitalbeschaffung durch die Aufnahme neuer Gesellschafter oder bei Aktiengesellschaften durch Kapitalerhöhungen realisiert wird. Bei börsennotierten Unternehmen spielt auch die Emission neuer Aktien eine wichtige Rolle. Die Wahl der geeigneten Eigenkapitalbeschaffungsmaßnahme hängt von verschiedenen Faktoren wie Unternehmensphase, Marktbedingungen und strategischen Zielen ab.