Forfaitierung

Die Forfaitierung stellt eine besondere Form der Forderungsfinanzierung dar, die sich vor allem im internationalen Handel etabliert hat. Der Begriff leitet sich vom französischen "à forfait" ab, was "in Bausch und Bogen" bedeutet und bereits auf einen wichtigen Aspekt dieser Finanzierungsform hinweist: den endgültigen Verkauf einer Forderung ohne Rückgriffsmöglichkeit auf den Verkäufer. Im Kern handelt es sich bei der Forfaitierung um den Ankauf mittel- bis langfristiger Forderungen aus Waren- und Dienstleistungsgeschäften durch spezialisierte Finanzinstitute, die sogenannten Forfaiteure.

Grundlagen

Die Forfaitierung entwickelte sich in den 1950er Jahren zunächst in der Schweiz als Antwort auf die besonderen Herausforderungen der Handelsfinanzierung mit osteuropäischen Ländern. Zu dieser Zeit gab es einen großen Bedarf an langfristigen Exportfinanzierungen, während gleichzeitig die politischen und wirtschaftlichen Risiken im Ost-West-Handel beträchtlich waren. Die Forfaitierung bot eine Lösung, indem sie es Exporteuren ermöglichte, ihre Forderungen ohne Rückgriffsrecht zu verkaufen und sich damit gegen verschiedene Risiken abzusichern.

Die Forfaitierung unterscheidet sich von anderen Formen der Forderungsfinanzierung durch mehrere spezifische Merkmale. Das wichtigste Merkmal ist der vollständige Risikotransfer auf den Forfaiteur (echtes Factoring). Der Forderungsverkäufer wird von allen Risiken befreit, einschließlich des Delkredere-, Währungs- und politischen Risikos. Die Forderungen haben typischerweise eine Laufzeit von mehreren Monaten bis zu mehreren Jahren und sind meist durch Bankgarantien oder Akkreditive abgesichert. Die Forfaitierung eignet sich besonders für größere Einzeltransaktionen im internationalen Geschäft.

Ablauf

Der Prozess der Forfaitierung beginnt meist schon vor dem eigentlichen Exportgeschäft. Der Exporteur holt beim Forfaiteur eine Forfaitierungszusage ein, die die Konditionen für den späteren Forderungsankauf festlegt. Nach Abschluss des Exportgeschäfts und Lieferung der Ware verkauft der Exporteur die Forderung an den Forfaiteur. Dieser zahlt den vereinbarten Kaufpreis, der sich aus dem Nominalwert der Forderung abzüglich eines Diskonts ergibt. Die weitere Abwicklung und das Inkasso der Forderung erfolgen dann durch den Forfaiteur.

Die rechtliche Gestaltung der Forfaitierung erfordert besondere Sorgfalt, da internationale Geschäfte verschiedenen Rechtsordnungen unterliegen können. Die Abtretung der Forderung muss rechtlich einwandfrei dokumentiert werden. Wichtige Dokumente sind dabei der Forfaitierungsvertrag, die Abtretungserklärung und die Sicherungsinstrumente wie Bankgarantien oder Wechsel. Die Dokumentation muss auch die Übertragbarkeit der Forderung und der Sicherheiten gewährleisten.

Kosten

Die Kosten der Forfaitierung setzen sich aus mehreren Komponenten zusammen. Der Diskont als wichtigster Kostenfaktor orientiert sich am internationalen Zinsniveau und berücksichtigt die Bonität des Schuldners sowie das Länderrisiko. Hinzu kommen Gebühren für die Bearbeitung und gegebenenfalls für die Forfaitierungszusage. Die Gesamtkosten der Forfaitierung liegen häufig über denen klassischer Bankkredite, was durch den umfassenden Risikotransfer gerechtfertigt wird.

Risikomanagement

Forfaiteure müssen ein ausgefeiltes Risikomanagement betreiben. Dies umfasst die Analyse der Bonität des Schuldners, die Bewertung von Länderrisiken und die Prüfung der rechtlichen Rahmenbedingungen. Auch die Qualität der Sicherheiten spielt eine wichtige Rolle. Forfaiteure nutzen verschiedene Instrumente zur Risikodiversifikation, etwa durch die geografische Streuung ihres Portfolios oder durch Weiterveräußerung von Forderungen im Sekundärmarkt.

Alternativen und Abgrenzung

Die Forfaitierung steht in Konkurrenz zu anderen Formen der Exportfinanzierung wie Exportkrediten, Factoring oder der Finanzierung durch Akkreditive. Im Vergleich zum Factoring eignet sich die Forfaitierung besonders für größere Einzeltransaktionen mit längeren Laufzeiten. Gegenüber klassischen Exportkrediten bietet sie den Vorteil des vollständigen Risikotransfers. Die Wahl der geeigneten Finanzierungsform hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Größe der Transaktion, der gewünschten Laufzeit und der Risikosituation.