Innenfinanzierung
Die Innenfinanzierung beschreibt alle Finanzierungsvorgänge, bei denen ein Unternehmen Finanzmittel aus seiner eigenen Geschäftstätigkeit generiert. Im Gegensatz zur Außenfinanzierung, bei der Kapital von externen Quellen zugeführt wird, nutzt die Innenfinanzierung ausschließlich intern erwirtschaftete Mittel. Diese Form der Finanzierung ist besonders attraktiv, da sie die Unabhängigkeit des Unternehmens stärkt und keine zusätzlichen Kosten in Form von Zinsen oder Gewinnbeteiligungen verursacht.
Innen-Eigenfinanzierung
Die Innen-Eigenfinanzierung, auch Selbstfinanzierung genannt, basiert auf dem Prinzip der Gewinnthesaurierung. Statt den erwirtschafteten Gewinn vollständig an die Anteilseigner auszuschütten, behält das Unternehmen einen Teil davon ein und führt ihn den Rücklagen zu. Diese Form der Finanzierung unterliegt verschiedenen rechtlichen Rahmenbedingungen. Bei Aktiengesellschaften regelt beispielsweise § 150 AktG die Pflicht zur Bildung einer gesetzlichen Rücklage, in die ein zwanzigstel des Jahresüberschusses einzustellen ist, bis diese zusammen mit der Kapitalrücklage zehn Prozent des Grundkapitals erreicht.
Eine besondere Form der Innen-Eigenfinanzierung stellt die stille Selbstfinanzierung dar. Hierbei werden durch bewusst niedrige Bewertungsansätze in der Bilanz stille Reserven gebildet. Dies geschieht beispielsweise durch die Nutzung steuerlicher Abschreibungsmöglichkeiten oder die Bewertung von Vermögensgegenständen zu niedrigeren als den tatsächlichen Werten. Das Handelsgesetzbuch bietet hierzu verschiedene Möglichkeiten, etwa durch das Anschaffungskostenprinzip nach § 253 HGB oder die Bildung von Rückstellungen nach § 249 HGB.
Innen-Fremdfinanzierung
Bei der Innen-Fremdfinanzierung werden keine neuen Finanzmittel generiert, sondern es werden bereits im Unternehmen vorhandene Fremdmittel zeitlich gestreckt oder umgeschichtet. Ein klassisches Beispiel hierfür sind Rückstellungen, die für künftige Zahlungsverpflichtungen gebildet werden. Diese Mittel stehen dem Unternehmen bis zum Zeitpunkt ihrer tatsächlichen Verwendung als Finanzierungsquelle zur Verfügung.
Pensionsrückstellungen spielen dabei eine besondere Rolle. Nach § 249 Abs. 1 HGB müssen Unternehmen für Pensionsverpflichtungen gegenüber ihren Mitarbeitern Rückstellungen bilden. Diese langfristig gebundenen Mittel können bis zu ihrer Fälligkeit für Investitionen genutzt werden. Ähnliches gilt für Rückstellungen für Garantieverpflichtungen, drohende Verluste aus schwebenden Geschäften oder Steuerrückstellungen.
Innenfinanzierung aus sonstigen Kapitalfreisetzungen
Eine weitere wichtige Säule der Innenfinanzierung bildet die Kapitalbeschaffung durch Umschichtung oder Freisetzung von gebundenem Kapital. Diese Form der Finanzierung basiert auf dem Prinzip, dass durch effizienteres Management der vorhandenen Ressourcen zusätzliche Finanzmittel verfügbar gemacht werden können.
Ein bedeutender Aspekt ist dabei das Working Capital Management. Durch die Optimierung von Lagerbeständen, Forderungen und Verbindlichkeiten können erhebliche Mittel freigesetzt werden. Beispielsweise führt eine Verkürzung der Forderungslaufzeiten oder eine Reduzierung der Lagerbestände zu einer verbesserten Liquiditätssituation. Auch die Verlängerung von Zahlungszielen bei Lieferantenverbindlichkeiten im Rahmen des rechtlich und wirtschaftlich Vertretbaren kann zur Kapitalfreisetzung beitragen.
Asset Management spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Durch den Verkauf oder das Leasing nicht betriebsnotwendiger Vermögensgegenstände können zusätzliche Finanzmittel generiert werden. Dies kann Immobilien, Maschinen oder auch Beteiligungen betreffen. Moderne Konzepte wie Sale-and-Lease-Back ermöglichen es Unternehmen, gebundenes Kapital zu mobilisieren und gleichzeitig die Nutzung der Vermögensgegenstände sicherzustellen.
Bedeutung für die Unternehmenssteuerung
Die Innenfinanzierung hat einen direkten Einfluss auf die finanzielle Stabilität und Unabhängigkeit eines Unternehmens. Sie ermöglicht es, Investitionen ohne externe Kapitalgeber zu realisieren und stärkt damit die unternehmerische Autonomie. Zudem verbessert eine hohe Innenfinanzierungskraft die Verhandlungsposition gegenüber potenziellen Fremdkapitalgebern und kann zu günstigeren Konditionen bei der Außenfinanzierung führen.
Die Steuerung der Innenfinanzierung erfordert ein ausgeklügeltes Finanzcontrolling. Dabei müssen verschiedene, teilweise gegenläufige Ziele berücksichtigt werden. Einerseits sollten ausreichend Mittel für Investitionen und Wachstum zurückgehalten werden, andererseits müssen die Renditeerwartungen der Anteilseigner durch angemessene Ausschüttungen erfüllt werden. Auch steuerliche Aspekte spielen eine wichtige Rolle, da thesaurierte Gewinne anders besteuert werden als ausgeschüttete.
Grenzen der Innenfinanzierung
Trotz ihrer Vorteile unterliegt die Innenfinanzierung gewissen Beschränkungen. Die verfügbaren Mittel sind durch die Ertragskraft des Unternehmens limitiert, was besonders in Wachstumsphasen oder bei großen Investitionsvorhaben zu Engpässen führen kann. Zudem können zu hohe Gewinnthesaurierungen zu Konflikten mit den Anteilseignern führen, die an regelmäßigen Ausschüttungen interessiert sind.
Die zunehmende Bedeutung der Kapitalmärkte und der internationale Wettbewerb erfordern oft eine ausgewogene Mischung aus Innen- und Außenfinanzierung. Dabei gilt es, die Vorteile der Innenfinanzierung wie Unabhängigkeit und Kostenersparnis gegen die Chancen der Außenfinanzierung wie größere Finanzierungsvolumina und externe Expertise abzuwägen.