Asset Backed Securities (ABS)
Asset Backed Securities (ABS) sind Wertpapiere, die durch einen Pool von Vermögenswerten besichert sind. Diese Finanzinstrumente entstehen durch die Verbriefung von Forderungen und ermöglichen es Unternehmen, illiquide Vermögenswerte in handelbare Wertpapiere umzuwandeln. Besonders seit den 1980er Jahren haben sich ABS zu einem wichtigen Bestandteil der internationalen Finanzmärkte entwickelt, wobei ihre Rolle durch die Finanzkrise 2008 kritisch hinterfragt und neu bewertet wurde.
Funktionsweise
Asset Backed Securities basieren auf dem Prinzip der Verbriefung (Securitization). Dabei werden Vermögenswerte, typischerweise Forderungen wie Kredite, Leasingverträge oder Handelsforderungen, gebündelt und in handelbare Wertpapiere umgewandelt. Der Originator, meist eine Bank oder ein Unternehmen, verkauft diese Vermögenswerte an eine eigens gegründete Zweckgesellschaft (Special Purpose Vehicle, SPV). Diese finanziert den Kauf durch die Emission von Wertpapieren, den Asset Backed Securities.
Die Zahlungsströme aus den zugrundeliegenden Vermögenswerten werden zur Bedienung der ABS verwendet. Dabei erfolgt häufig eine Aufteilung in verschiedene Tranchen mit unterschiedlichen Risiko-Rendite-Profilen. Die Senior-Tranche hat das geringste Ausfallrisiko und damit die niedrigste Verzinsung, während nachrangige Tranchen höhere Risiken und entsprechend höhere Renditen aufweisen.
Im Vorfeld der Finanzkrise 2008 trugen Asset Backed Securities zu ihrer Entstehung maßgeblich bei. Verschiedene Akteure des internationalen Finanzmarktes bündelten enorme Mengen zweifelhafter Forderungen aus Hypotheken gegenüber bonitätsschwachen Schuldnern in Asset Backed Securities, die dann über die internationalen Finanzmärkte veräußert und in unterschiedlichsten Finanzprodukte eingewoben wurden. Unmittelbar vor dem Einsetzen der Krise hatten die über Asset Backed Securities abgebildeten Produkte teilweise ein erhebliches Gewicht innerhalb der Bilanzen unterschiedlicher großer Banken. Als die Schuldner die den ABS zugrunde liegenden Kredite nicht mehr bedienen konnten, gerieten mehrere Banken in erhebliche Probleme.
Nach dem massiven Einbruch während der Finanzkrise hat sich der ABS-Markt nur schleppend erholt. Das Volumen in Europa lag selbst 15 Jahre später noch deutlich unter dem Vorkrisenniveau.
Arten
Je nach Art der zugrundeliegenden Vermögenswerte unterscheidet man verschiedene Formen von ABS. Mortgage Backed Securities (MBS) sind durch Hypothekendarlehen besichert und stellen eine wichtige Untergruppe dar. Bei Commercial Mortgage Backed Securities (CMBS) handelt es sich um gewerbliche Hypotheken, bei Residential Mortgage Backed Securities (RMBS) um private Hypotheken.
Collateralized Debt Obligations (CDOs) basieren auf einem Pool verschiedener Schuldinstrumente wie Unternehmensanleihen oder Kredite. Consumer ABS sind durch Konsumentenkredite, Kreditkartenforderungen oder Autokredite besichert. Weitere Formen sind Collateralized Loan Obligations (CLOs), die auf Unternehmenskrediten basieren, und Trade Receivables Backed Securities, die durch Handelsforderungen besichert sind.
Stakeholder
Die Struktur einer ABS-Transaktion ist komplex und involviert verschiedene Parteien. Der Originator initiiert die Transaktion und verkauft die Vermögenswerte. Die Zweckgesellschaft ist rechtlich unabhängig und dient der Isolation der Vermögenswerte vom Originator ("Bankruptcy Remote"). Ein Treuhänder überwacht die Zahlungsströme und vertritt die Interessen der Investoren.
Rating-Agenturen spielen eine wichtige Rolle bei der Bewertung der verschiedenen Tranchen. Servicer übernehmen das operative Management der zugrundeliegenden Vermögenswerte, etwa das Einziehen von Zahlungen. Häufig werden auch Credit Enhancements eingesetzt, um das Risiko für Investoren zu reduzieren, beispielsweise durch Überbesicherung oder externe Garantien.
Rechtliche und regulatorische Aspekte
Die rechtliche Gestaltung von ABS-Transaktionen ist komplex und muss verschiedene Anforderungen erfüllen. Der "True Sale" der Vermögenswerte an die Zweckgesellschaft muss insolvenzfest sein. Die Regulierung wurde nach der Finanzkrise deutlich verschärft. In Europa gelten seit 2019 neue Verbriefungsregeln, die unter anderem Transparenzanforderungen und Risikoselbstbehalt für Originatoren vorsehen.
Auch die Bilanzierung von ABS-Transaktionen ist anspruchsvoll. Nach IFRS und HGB müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein, damit die Vermögenswerte aus der Bilanz des Originators ausgebucht werden können. Die steuerliche Behandlung hängt von der konkreten Gestaltung ab und muss sorgfältig geplant werden.
Chancen und Risiken
ABS bieten mehrere Vorteile: Originatoren können illiquide Vermögenswerte in Liquidität umwandeln und ihre Bilanz entlasten. Die Refinanzierung erfolgt oft günstiger als bei traditionellen Finanzierungsformen. Investoren erhalten Zugang zu diversifizierten Anlageportfolios mit unterschiedlichen Risiko-Rendite-Profilen. Die Strukturierung ermöglicht eine präzise Allokation von Risiken.
Allerdings bergen ABS auch erhebliche Risiken. Die Komplexität der Strukturen kann zu Intransparenz führen. Das "Originate to Distribute"-Modell kann Anreizprobleme schaffen, wenn Originatoren die Kreditqualität vernachlässigen. In der Finanzkrise zeigte sich, dass die Risiken oft unterschätzt wurden. Besonders problematisch war die mehrfache Verbriefung in Form von CDOs of CDOs.