Cash Burn Rate
Die Cash Burn Rate ist eine zentrale Kennzahl im Finanzmanagement, die insbesondere für Start-ups und wachstumsorientierte Unternehmen von essentieller Bedeutung ist. Sie beschreibt die Geschwindigkeit, mit der ein Unternehmen seine liquiden Mittel verbraucht. Diese Kennzahl gewinnt besonders in Phasen negativer Cashflows an Relevanz und dient als wichtiger Indikator für die finanzielle Nachhaltigkeit eines Geschäftsmodells.
Die Cash Burn Rate kann auf zwei verschiedene Arten berechnet werden. Die einfache Methode ermittelt den monatlichen Mittelabfluss: Monatliche Cash Burn Rate = (Anfangsbestand Liquidität - Endbestand Liquidität) / Anzahl der Monate
Die differenziertere Methode berücksichtigt zusätzlich die operativen Einzahlungen: Netto Cash Burn Rate = Operative Auszahlungen - Operative Einzahlungen
Bei der Berechnung müssen verschiedene Faktoren berücksichtigt werden. Einmalige oder außergewöhnliche Zahlungen sollten separiert werden, um die normale operative Cash Burn Rate nicht zu verzerren. Auch saisonale Schwankungen müssen bei der Interpretation beachtet werden.
Die Runway, also die Zeit bis zur Erschöpfung der liquiden Mittel, lässt sich aus der Cash Burn Rate ableiten: Runway (in Monaten) = Verfügbare Liquidität / Monatliche Cash Burn Rate
Diese Berechnung geht von einer konstanten Burn Rate aus, was in der Realität selten der Fall ist. Daher sollten verschiedene Szenarien mit unterschiedlichen Burn Rates durchgerechnet werden.
Bedeutung für Unternehmen
Die Cash Burn Rate ist ein kritisches Steuerungsinstrument für das Liquiditätsmanagement. Sie ermöglicht die frühzeitige Erkennung von Finanzierungsbedarf und gibt Aufschluss über die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells. Eine hohe Burn Rate kann ein Warnsignal sein, dass das Unternehmen seine Strategie überdenken oder zusätzliches Kapital beschaffen muss.
Für Start-ups ist die Cash Burn Rate besonders relevant, da sie oft noch keine positiven Cashflows generieren. Die Kennzahl hilft bei der Planung von Finanzierungsrunden und der Kommunikation mit Investoren. Ein kontrollierter Mittelverbrauch signalisiert Investoren ein diszipliniertes Finanzmanagement.
Die Burn Rate beeinflusst auch operative Entscheidungen. Bei einer hohen Burn Rate müssen möglicherweise Kostensenkungsmaßnahmen eingeleitet oder Wachstumsinvestitionen zurückgestellt werden. Umgekehrt kann eine niedrige Burn Rate Spielraum für beschleunigtes Wachstum schaffen.
Das Management muss die Balance zwischen Wachstumsinvestitionen und Mittelverbrauch finden. Eine zu niedrige Burn Rate kann bedeuten, dass Wachstumschancen nicht optimal genutzt werden. Eine zu hohe Burn Rate erhöht dagegen das Risiko einer Liquiditätskrise.
Bedeutung für die Unternehmensbewertung
In der Unternehmensbewertung spielt die Cash Burn Rate eine wichtige Rolle bei der Einschätzung des Unternehmensrisikos. Sie beeinflusst maßgeblich die Wahrscheinlichkeit, dass ein Unternehmen zusätzliches Kapital benötigt, was zu Verwässerungseffekten für bestehende Investoren führen kann.
Die Burn Rate ist ein wichtiger Parameter bei der Bewertung junger Unternehmen, insbesondere wenn traditionelle Bewertungsmethoden aufgrund fehlender Gewinne nicht anwendbar sind. Sie gibt Aufschluss über die Finanzierungsanforderungen bis zum Break-even-Punkt und damit über das benötigte Gesamtkapital.
Venture Capital Investoren nutzen die Burn Rate als wichtiges Kriterium bei der Due Diligence. Sie analysieren dabei nicht nur die absolute Höhe der Burn Rate, sondern auch deren Entwicklung über Zeit und im Verhältnis zu wichtigen Wachstumskennzahlen wie Kundenakquise oder Umsatzentwicklung.
Die Effizienz der Mittelverwendung, ausgedrückt durch das Verhältnis von Burn Rate zu Wachstum, ist ein wichtiger Werttreiber. Unternehmen, die mit geringerem Kapitaleinsatz wachsen können, erzielen oft höhere Bewertungen. Die Unit Economics, also die Wirtschaftlichkeit auf Einheitsebene, müssen dabei eine positive Entwicklung der Burn Rate in der Zukunft plausibel erscheinen lassen.