Market Value Added
Der Market Value Added (MVA) ist eine zentrale Kennzahl der wertorientierten Unternehmensführung, die den durch das Management geschaffenen Mehrwert für die Anteilseigner quantifiziert. Als absolute Größe misst der MVA die Differenz zwischen dem Marktwert eines Unternehmens und dem von den Investoren eingesetzten Kapital. Damit stellt er eine wichtige Ergänzung zu anderen Wertkennzahlen wie dem Economic Value Added (EVA) dar.
Hintergrund
Der MVA basiert auf der Überlegung, dass ein erfolgreiches Management in der Lage sein sollte, aus dem eingesetzten Kapital einen Mehrwert zu generieren. Dieser Mehrwert manifestiert sich in der Differenz zwischen dem Marktwert des Unternehmens und dem investierten Kapital. Ein positiver MVA signalisiert, dass das Management erfolgreich Wert für die Anteilseigner geschaffen hat, während ein negativer MVA auf eine Wertvernichtung hindeutet.
Die theoretische Fundierung des MVA liegt in der modernen Finanzierungstheorie, insbesondere im Konzept der Shareholder-Value-Orientierung. Dabei wird davon ausgegangen, dass der Marktwert eines Unternehmens den diskontierten Wert aller zukünftigen Cashflows widerspiegelt. Der MVA stellt somit den Barwert aller erwarteten künftigen Economic Value Added (EVA) dar.
Berechnung und Messung
Die Grundformel zur Berechnung des Market Value Added lautet:
MVA = Marktwert des Unternehmens - Investiertes Kapital
Der Marktwert des Unternehmens setzt sich bei börsennotierten Unternehmen aus dem Marktwert des Eigenkapitals (Börsenkapitalisierung) und dem Marktwert des Fremdkapitals zusammen. Das investierte Kapital entspricht dem Buchwert des Gesamtkapitals, also der Summe aus Eigen- und Fremdkapital.
Alternativ kann der MVA auch als Barwert aller zukünftigen EVAs berechnet werden:
MVA = Barwert aller zukünftigen EVAs = ∑(EVAt / (1 + WACC)^t)
Dabei steht EVAt für den Economic Value Added in der Periode t und WACC für die gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten (Weighted Average Cost of Capital).
Einflussfaktoren
Der MVA wird von verschiedenen internen und externen Faktoren beeinflusst. Zu den wichtigsten internen Faktoren zählen die operative Performance des Unternehmens, die Qualität des Managements und die Effizienz der Kapitalallokation. Externe Einflussfaktoren umfassen das makroökonomische Umfeld, die Branchenkonjunktur und das allgemeine Börsensentiment.
Eine besondere Rolle spielen die Erwartungen der Investoren hinsichtlich der zukünftigen Geschäftsentwicklung. Diese Erwartungen beeinflussen den Marktwert des Unternehmens und damit direkt den MVA. Positive Zukunftsaussichten führen tendenziell zu einem höheren MVA, während pessimistische Erwartungen den MVA belasten.
Bedeutung für die Unternehmenssteuerung
Der MVA dient als wichtiges Instrument der strategischen Unternehmenssteuerung. Er ermöglicht die Beurteilung der langfristigen Wertschaffung durch das Management und kann als Grundlage für die Gestaltung von Vergütungssystemen verwendet werden. Dabei ist der MVA besonders geeignet, die Interessen des Managements mit denen der Aktionäre in Einklang zu bringen.
In der Praxis wird der MVA häufig als Zielgröße in Performance-Measurement-Systemen eingesetzt. Er eignet sich besonders gut für die Beurteilung strategischer Entscheidungen wie Investitionen, Akquisitionen oder Desinvestitionen. Durch die Fokussierung auf die langfristige Wertschaffung hilft der MVA, kurzfristige Optimierungen zu Lasten der nachhaltigen Unternehmensentwicklung zu vermeiden.
Vor- und Nachteile
Ein wesentlicher Vorteil des MVA liegt in seiner Eigenschaft als absolute Größe, die direkt den geschaffenen Shareholder Value misst. Im Gegensatz zu relativen Kennzahlen ermöglicht dies eine unmittelbare Beurteilung der Wertschaffung in Geldeinheiten. Zudem berücksichtigt der MVA durch den Einbezug des Marktwertes die Zukunftserwartungen der Investoren.
Zu den Nachteilen zählt die Beschränkung der Anwendbarkeit auf börsennotierte Unternehmen, da für nicht börsennotierte Unternehmen der Marktwert nur schwer zu ermitteln ist. Auch die starke Abhängigkeit von Marktvolatilitäten und externen Faktoren, die vom Management nicht beeinflusst werden können, stellt eine Limitation dar.
Zusammenhang mit anderen Kennzahlen
Der MVA steht in enger Beziehung zu anderen Kennzahlen der wertorientierten Unternehmensführung. Besonders eng ist die Verbindung zum Economic Value Added (EVA), da der MVA theoretisch dem Barwert aller zukünftigen EVAs entspricht. Während der EVA die periodische Wertschaffung misst, gibt der MVA Auskunft über die kumulierte Wertschaffung seit Unternehmensgründung.
Auch zur Aktienrendite (Total Shareholder Return, TSR) besteht ein Zusammenhang, da beide Kennzahlen auf dem Marktwert des Eigenkapitals basieren. Während der TSR jedoch die relative Rendite aus Sicht der Aktionäre misst, quantifiziert der MVA den absoluten geschaffenen Mehrwert.